Manuel Rodrigues – Der Erfinder des Minigarden

manuel-rodrigues-minigarden-12-700x400 Manuel Rodrigues wurde in Guilheiro im Landkreis Trancoso geboren und ist der kreative Kopf, der hinter der Marke Minigarden steht. Er ist nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, der in den verschiedensten Bereichen der drei Wirtschaftssektoren — Landwirtschaft, Industrie sowie Handel & Dienstleistungen — tätig ist. Manuel Rodrigues ist, wie er selbst bestätigt, auch seit Geburt an ein absoluter Naturliebhaber. Für ihn ist der direkte Kontakt zu Pflanzen so natürlich wie die ihm innewohnende Neugier und sein scharfer Blick, beides Eigenschaften, die er seit seiner Kindheit besitzt, als er noch seinen Eltern half, die Erde zu pflügen.

Obwohl Manuel Rodrigues der Schöpfer des Minigarden ist, hält er sich nicht für einen Erfinder, sondern vielmehr für einen kreativen Tüftler, der mit 12 Jahren nach Lissabon kam, um dort zu arbeiten und zur Schule zu gehen. Seine berufliche Laufbahn ist vor allem durch sein Organisationstalent gekennzeichnet, das ihm dabei half, eine Vorreiterrolle im Unternehmertum zu übernehmen und Lösungen zu schaffen, um die Effizienz industrieller Verfahren zu verbessern. Seine angeborene Neugier und die in seinen Genen liegende Liebe zur Natur sind der Grund dafür, weshalb er sich, bereits nachdem er in den Ruhestand getreten war, in ein neues Abenteuer wagte: den Minigarden.

In einem Besprechungsraum an der offiziellen Geschäftsadresse des Minigarden-Projektes sprach Manuel Rodrigues mit mir über seinen Werdegang und seine Ideen für die Zukunft der Urban Green Revolution.

Ana Rosado: Können Sie uns die Geschichte erzählen, wie die Idee zum Minigarden entstand?

Manuel Rodrigues: Als ich das Haus baute, in dem ich jetzt lebe, musste eine Stützmauer mit einer Höhe von etwa sieben Metern errichtet werden. Jedes Mal, wenn ich auf diese Mauer blickte, störte mich dieser leere Bereich, weshalb ich mich dazu entschloss, eine Lösung dafür zu finden. Zuerst habe ich darüber nachgedacht, wie ich die Mauer verschönern würde, und danach, welchen Nutzen ich daraus ziehen könnte. Da meine Enkelkinder damals noch klein waren, und ich, wie alle anderen Großväter, den Kleinen gerne Erdbeeren zu essen gebe, war die Entscheidung bald gefallen. Im ersten Jahr errichtete ich schon ziemlich spät eine mehrstöckige Pyramide am Boden, die ich mit Erdbeeren bepflanzte. Im darauffolgenden Jahr bestellte ich behandeltes Holz und kleidete die Wand mit schräg ausgerichteten Brettern aus. Ich füllte die Struktur dann mit Erde und pflanzte meine Erdbeeren an. In diesem Jahr fiel die Ernte sehr gut aus, und es gab Erdbeeren für alle. Danach begann ich darüber nachzudenken, wie ich eine ähnliche, aber leichter zu handhabende Struktur bauen könnte. Und so entstand das Modell des Minigarden.

AR: Wann haben Sie erkannt, dass der vertikale Pflanzenanbau mehr als nur ein Hobby sein könnte, mit dem Sie sich Ihre Zeit während des Ruhestands vertreiben? manuel-rodrigues-minigarden-3

MR: Das vertikale Anbausystem entstand aufgrund meiner Liebe zu den Pflanzen. Ich mag Pflanzen sehr gerne, schon seit ich denken kann. Es ist lustig, aber ich wurde wahrscheinlich sogar in der Natur gezeugt. Meine Eltern waren Bauern, und das Getreide wurde immer während des Sommers im Monat August gedroschen. Wenn ich die Zeit von meiner Geburt bis August rückwärts zähle, dann sind das genau neun Monate. Ich glaube deshalb, dass ich das Resultat eines ausgiebigen Mittagsschlafes bin. In meiner Heimatgemeinde werden übrigens mehr als die Hälfte der Menschen zur selben Zeit wie ich geboren.

AR: Eine interessante Theorie.

MR: Gleich nach meiner Geburt nahmen mich meine Eltern auf die Felder mit. Die Liebe zur Natur ist also eine Leidenschaft, die mir sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Und seit dieser Zeit, liebe ich, wie alle Menschen in meiner Familie, die Pflanzen. Ich hatte einen Onkel, der meine Persönlichkeit sehr geprägt hat. Er war Harzsammler und ein großer Tüftler. Wenn ein Henkel von einem Tontopf abbrach, warf ihn mein Onkel nicht weg. Er bepflanzte ihn mit Blumen. Ich glaube, das hat meine Liebe zu den Pflanzen sehr stark beeinflusst.

AR: Als Sie Ihren vertikalen Gemüsegarten, den Sie auch irgendwie dem kreativen Einfluss Ihres Onkels zu verdanken haben, zum ersten Mal sahen, erkannten Sie da gleich sein großes Potenzial?

MR: Natürlich. Ich dachte mir von Anfang an, dass dieses System eine grundlegende Neuerung ist, auch weil es nichts Vergleichbares auf dem Markt gab oder ich zumindest nichts davon wusste. Aus diesem Grunde habe ich den Minigarden auch umgehend patentieren lassen. Mein größter Wunsch war es, der Menschheit einen Dienst zu erweisen, d. h. Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu betätigen, und dabei zu helfen, dass diese Betätigung um vieles vereinfacht wird. Zu jener Zeit dachte ich sehr viel an diese Dinge und daran, Menschen dazu zu bewegen, mehr zu produzieren und mehr Pflanzen anzubauen.

AR: Was hat Ihnen bei diesem Abenteuer bis jetzt am meisten Freude bereitet?

MR: Es gab sehr viele erfreuliche Momente. Das erste große Highlight war, den Minigarden in einem Gewächshaus einzusetzen. Es war, wie in einem Labor zu arbeiten. Ich kenne bis heute kein Gewächshaus, das so gepflegt und sauber war wie das unsere. Zweitens war ich auch sehr von dem Gefühl begeistert, eine Frucht zu pflücken, die nicht mit der Erde in Berührung kam, sondern einfach in der Luft hing. Der Anbau von Produkten im Minigarden ist, was das Erscheinungsbild und die Anbaubedingungen betrifft, viel eher wie der Anbau von Kirschen oder Äpfeln. Im Grunde genommen züchteten wir Erdbeeren wie auf einem Baum. Das war eine Erkenntnis, die mich sehr erfreute, denn Früchte, die sich mit der Erde in Kontakt befinden, sind viel anfälliger für Krankheiten und können diese auch leichter übertragen. minigarden-morangos

AR: Sie haben von Ihren Eltern, von Ihrer Familie und dem Leben auf dem Land gesprochen. Wie spiegelt sich Ihre Liebe zur Natur, die Sie seit Ihrer Kindheit begleitet, in Ihrem Leben wider?

MR: Das Leben auf dem Land, die Familie, Freunde und Nachbarn waren schon immer sehr wichtig für mich. Mein Vater hatte immer Blumen in seinem Gemüsegarten. Auf dem Land ist es nicht normal, Blumen im Gemüsegarten zu haben. Er baute dort verschiedene Pflanzen an, mitunter auch solche, die ich gar nicht mochte: Zur Erntezeit der Ackerbohnen aß ich jeden Tag Ackerbohnen, und wenn die Erbsen reif waren, gab es jeden Tag Erbsen. Heute liebe ich Ackerbohnen und Erbsen.

AR: Was war die wichtigste Lektion, die Sie von Ihrem Vater gelernt haben?

MR: Die wichtigste Lektion, die ich von meinem Vater gelernt habe, hat nichts mit Pflanzen zu tun. Mein Vater aß nie, ohne zuerst die Tiere zu füttern, ganz egal ob er zu Hause war oder draußen auf dem Feld. Das ist tief in meinem Gedächtnis verankert.

AR: Halten Sie sich für einen Erfinder?

MR: Nein. Ich bin eher ein Tüftler. Wenn ich als Kind die Felder pflügte und irgendein Teil des Pfluges kaputtging, dann habe ich es immer gleich repariert oder ersetzt. Ich bin nie nach Hause gegangen, nur weil irgendein Teil nicht in Ordnung war. Als ich dann im Bereich der Industrie arbeitete, entwickelte ich schnellere Verpackungsverfahren, für die weniger Arbeitskräfte erforderlich waren. Bereits in den 1980er-Jahren war unsere gesamte Fabrik computergestützt. Ich wusste zum Beispiel am Ende jedes Tages immer, wie viel Rohmaterial wir noch auf Lager hatten.

AR: Arbeiten Sie gerne effizient?

MR: Hauptsächlich organisiere ich gerne. Als ich im Handel tätig war, habe ich einen eigenen Code erstellt, den ich auch noch heute, d. h. 50 Jahre später, verwende. Und ich wusste jederzeit, wie viel mich eine Flasche Alkohol oder irgendein anderes Produkt kostete und wer der Lieferant war. Ich habe immer alles etikettiert und mit einem Code versehen. Auch noch heute sind meine Flaschen etikettiert. Ich weiß, wie viel sie gekostet haben und wo und wann ich sie gekauft habe. Diesen Code versteht jedoch niemand außer mir. Ich arbeite mit dieser Methode, seit ich 14 Jahre alt war.

AR: Inwieweit war die Natur ein Teil Ihres Berufslebens, seit Sie Ihr erstes Unternehmen gegründet haben?
manuel-rodrigues-minigarden-2MR: Ich habe es immer geschafft, beides miteinander zu verbinden. Als ich zum Beispiel Industriegebiete anlegte, achtete ich darauf, ausreichend Grünbereiche einzuplanen. Im Grunde genommen war ich der erste, der vor 20 Jahren die Idee hatte, Industriegebiete mit Grünzonen anzulegen.

AR: Wie sehen Sie die Zukunft des Minigarden?

MR: Der Minigarden befindet sich noch immer in Entwicklung. Es gibt zahlreiche Pläne, die wir unseren Möglichkeiten entsprechend umsetzen möchten. Der Minigarden der Zukunft könnte z. B. mit einem eigenen Bewässerungssystem ausgestattet sein und in neuen Formaten angeboten werden.

AR: Glauben Sie, dass der Minigarden zur Nachhaltigkeit unseres Planeten beiträgt?

MR: Natürlich. Jeder Minigarden bietet Platz für drei Pflanzen. Wenn wir allein in China jedem Menschen einen Minigarden verkaufen könnten, würde unser Planet schon sehr davon profitieren. Mit dem Minigarden ist es möglich, die verfügbaren Anbauflächen stark zu vergrößern.

AR: Was wäre für Sie der Inbegriff der Urban Green Revolution?

MR: Der Inbegriff der Urban Green Revolution wäre für mich der Anbau von Pflanzen ohne Erde und ohne Wasser. Ich glaube, das wird in Zukunft möglich sein: Pflanzen, die in der Luft wachsen. Meiner Meinung nach wäre das die größte Revolution. Darüber hinaus scheint es mir auch wichtig zu sein, zukünftig Garagen und große unterirdische Bereiche zu bepflanzen. In Israel gibt es zum Beispiel riesige unterirdische Anlagen mit Anpflanzungen. Andererseits glaube ich auch, vor allem wenn man an die steigenden Kraftstoffpreise denkt, dass in der Zukunft Nähe ein sehr bedeutender Faktor sein wird. Je näher wir Lebensmittel zur Verfügung stellen können, vor allem landwirtschaftliche Produkte, desto besser. In einem solchen Fall wäre der Minigarden die perfekte Lösung, da er uns ermöglicht, unsere eigenen Pflanzen direkt vor der Haustür zu produzieren.

Ich kann nicht verstehen, wie es möglich ist, dass es noch immer Menschen gibt, die keine Pflanzen mögen, wo sie doch die ältesten Produktionsstätten der Welt sind. Solchen Menschen pflege ich immer voller Ironie zu sagen: „Du magst keine Pflanzen? Wenn du einmal stirbst, dann werden sie dir aber viele davon bringen!“